Die Geschichte der italienischen Gastarbeiter in Wolfsburg

In den 1960er und 1970er Jahren verließen viele Menschen in Italien ihre Heimat, um im Ausland Arbeit zu suchen. Eines der Länder, das viele italienische Arbeiter anzog, war Deutschland, insbesondere Wolfsburg, wo der Hauptsitz von Volkswagen lag.

Die Stadt Wolfsburg hat eine lange Geschichte der Migration und Integration, die bis in die Nachkriegszeit zurückreicht.

In den 1950er Jahren unterzeichneten Deutschland und Italien das Anwerbeabkommen, das deutschen Unternehmen erlaubte, in Italien nach Arbeitskräften zu suchen. Dies führte dazu, dass viele italienische Gastarbeiter nach Wolfsburg und anderen Städten in Deutschland kamen, um in der aufstrebenden Automobilindustrie zu arbeiten. Diese Migranten trugen nicht nur zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland bei, sondern auch zur kulturellen Vielfalt und Integration in der Gesellschaft.

Die ersten italienischen Gastarbeiter kamen, aufgrund dieses Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik, 1962 nach Wolfsburg. Das Volkswagenwerk war zu dieser Zeit das größte Werk in Europa und benötigte dringend Arbeitskräfte, um die steigende Produktion zu bewältigen.

 

Aus Süditalien in die Baracken an der Berliner Brücke

Die ersten italienischen Gastarbeiter – der Großteil aus dem Süden Italiens – wurden von der Volkswagen AG direkt, in einer vom Arbeitsamt in Verona eröffneten temporären Zweigstelle, angeworben. In Verona kamen arbeitswillige aus ganz Italien zusammen und nach einer medizinischen Untersuchung ging es direkt weiter nach Deutschland. Ein Großteil nach Wolfsburg in die Baracken an der Berliner Brücke. Hier wurde in kürzester Zeit eine Siedlung für die zahlreichen – meist männlichen Arbeitskräfte – aus dem Süden Europas errichtet. Das “Italienerdorf” war geboren. 

Wolfsburg hatte später noch eine zweite Siedlungen für italienische Gastarbeiterfamilien, denn ursprünglich kamen nur arbeitsfähige Männer nach Wolfsburg und waren in Mehrbettzimmer mit Gemeinschaftsduschen und -Küchen in Baracken untergebracht. Das zweite “Italienerdorf” befand sich im Stadtteil Kästorf und ersetzte die Siedlung an der Berliner Brücke, als klar wurde, dass die Gastarbeiter langfristig in Wolfsburg bleiben würden und teilweise ihre Familien nachzogen.

Die Italiener waren jedoch nicht immer willkommen und mussten oft Diskriminierung und Vorurteile erleben. Sie wurden oft als billige Arbeitskräfte betrachtet und polarisierten mit ihrer extrovertierten Art. Trotz dieser Schwierigkeiten gelang es den italienischen Gastarbeitern, eine starke Gemeinschaft aufzubauen und ihre kulturelle Identität zu bewahren. Ein wichtiger Teil dieser Gemeinschaft waren die zahlreichen italienischen Vereine in Wolfsburg, die dazu beitrugen, die italienische Kultur und Traditionen zu bewahren. Einer der bekanntesten Vereine ist Lupo Martini, ein Fußballverein, der 1962 von italienischen Gastarbeitern gegründet wurde und der später der erste “ausländische” Verein in Deutschland war, der am offiziellen Spielbetrieb teilnehmen durfte. Die erste Spielstätte war direkt im “Italienerdorf” an der Berliner Brücke. Die Heimspiele waren mit durchschnittlich 1000 Zuschauern zu der Zeit die meist besuchten auf Amateurebene der Region. Jedes Wochenende fand im Grunde ein Spiel der “Nationalmannschaften” zwischen Deutschland und Italien statt, welche zugegebenermaßen nicht immer ganz friedlich verliefen. Rückblickend war Lupo jedoch ein wichtiger Faktor der Integration der Gastarbeiter in Wolfsburg, die heute ein besonderer Teil der Stadtgeschichte sind.

Die Italiener haben einen großen Beitrag zur Wolfsburger Stadtgeschichte geleistet, indem sie zur multikulturellen Gesellschaft beigetragen haben. Ihre Geschichte und ihr Erbe wollen wir mit dieser Internetseite würdigen. Wolfsburg ist heute eine Stadt mit Menschen aus verschiedenen Ländern, und die Italiener haben dabei geholfen, die Stadt zu dem zu machen, was sie heute ist

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.